Mary Barnard hatte zwei große Lehrmeister: Ezra Pound (1885–1972) und William Carlos Williams (1883–1963). Pound versuchte Barnard zu einer neuen Sappho zu machen mit allem Drum und Dran der griechischen Metren. Williams wollte sie in sein Lager locken, wo nur das Amerikanische wünschenswert war, unter totalem Ausschluss des Europäischen. Man kann wohl sagen, dass Barnard auf ihre Art von beiden Meistern etwas übernommen und packende Lyrik daraus gemacht hat. Dazu kommt, dass Barnard die echteste Stimme aus dem pazifischen Nordwesten Amerikas ist. Ihre Gedichte befassten sich mit Flüssen, Bergen und Wäldern, bevor solche Themen von der grünen Bewegung aufgegriffen wurden.
Die vor 60 Jahren erschienene Sappho-Übersetzung der im pazifischen Nordwesten Amerikas geborenen Lyrikerin Mary Barnard (1909–2004) löste im englischen Sprachraum eine regelrechte Sappho-Begeisterung aus. Diese amerikanische Sappho ist auch heute noch lieferbar. Barnards eigene Gedichte sind ehrenvoll vertreten in der maßgebenden Lyrik-Anthologie der Library of America. Sie verdienen es aber, auch im deutschsprachigen Raum in größerem Umfang gelesen zu werden.